Dokumentation "Mit 18 an die Front"

Zeitzeugenberichte in der Augmented Reality App "WDR AR 1933-1945"

 

Willi Plätz aus Duisburg wird drei Tage nach seinem 18. Geburtstag von der Wehrmacht eingezogen. Gegen seinen Willen in eine aussichtslose Schlacht geschickt, rennt er um sein Leben. Was macht das mit einem, der eigentlich noch das ganze Leben vor sich hat? Dank der Augmented Reality App "WDR AR 1933-1945" gehen seine und die Geschichten anderer Überlebender des Zweiten Weltkriegs nicht verloren. Nach den ersten beiden Kapiteln "Kriegskinder" und "Meine Freundin Anne Frank" erscheint 75 Jahre nach Kriegsende das dritte Kapitel "Mit 18 an die Front" - damit ergänzt der WDR sein Geschichtsprojekt um die Perspektive der Soldaten.

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ARTE-Beitrag: Vererbte Narben – Generationsübergreifende Traumafolgen

Aus der Arte-Beschreibung:

Familiengeheimnisse, frühe Prägungen von Angst und Gewalt, körperliche und seelische Traumata, familiärer Stress oder Druck und zementierte Glaubenssätze – all das wirkt sich nicht nur auf diejenigen aus, die es selbst erleiden, es kann sich sogar auf die nachfolgenden Generationen auswirken. Diese entwickeln dann Symptome, als hätten sie das Leid der Eltern selbst erlebt.

 

Ein Vierjähriger wird von Sirenenalarm aus dem Schlaf gerissen. Die Eltern sind nicht da. Panisch verlässt er das Haus und flüchtet unter eine Brücke – und das mitten im Frieden. Seine Mutter kann sich das nicht anders erklären, als dass er ihre erlebte Angst vor Bomben im Krieg sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen hat. Dabei wollten die Eltern ihre Kinder bewusst angstfrei erziehen. Ein Algerier in Paris hat gleich mehrere Traumafolgestörungen seiner Vorfahren übernommen, sogar noch aus dem Ersten Weltkrieg. Eine junge Frau deckt den von Generation zu Generation wiederholten Kindesmissbrauch innerhalb ihrer Familie auf. Familiengeheimnisse, körperliche und seelische Traumata, familiärer Stress und zementierte Glaubenssätze wirken sich nicht nur auf diejenigen aus, die es selbst erleiden, es kann sich sogar auf die nachfolgenden Generationen auswirken. Diese entwickeln dann Symptome, als hätten sie das Leid der Eltern selbst erlebt: unerklärliche Ängste, Beziehungsstörungen, Alpträume und psychosomatische Erkrankungen. Und sie inszenieren die Schrecknisse der Eltern und Großeltern unbewusst immer wieder neu. Die schlimmsten Verursacher von Traumafolgestörungen und deren Übertragung auf die nachfolgenden Generationen sind Kriege. Sie produzieren Schmerz, Verlust und großes Leid auch bei den Kriegskindern, obwohl ihnen doch die Gnade der späten Geburt zuteil wurde.

 

Wie solche erst mal kontraintuitive „Vererbungen“ oder die Weitergabe von solchen eigentlich doch individuellen Traumata im Detail funktionieren, das wird so schlüssig erzählt, dass auch die beharrlichsten Zweifler an psychologischen oder psychosomatischen Krankheiten überzeugt werden dürften. Von der Gehirnforschung, die zeigt, wie bei Eltern während der Interaktion mit ihren Kindern unterbewusst ihre eigenen Kindheitstraumata getriggert werden und Stress und Verhaltensstörungen auslösen; über die Bewusstseinsforschung, die mehr und mehr herausfindet, wie über die geheimnisvollen Spiegelneuronen Kinder die kleinsten Verhaltensmerkmale ihre Eltern wahrnehmen und interpretieren; über die Verhaltensforschung, die erklärt, wie eigene Traumata oder PTSD oft zu Gefühlskälte, Übervorsicht oder sogar Gewalt gegen die eigenen Kinder führen kann; bis zur Genetik, die herausgefunden hat, wie genetische Schalter für gewissen Hormone und Botenstoffe durch Traumata aktiviert und dieser geänderte Zustand anschließend vererbt werden können.

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Wie der Krieg uns heute noch beeinflusst

"Viele Eltern der derzeit 40- bis 60-Jährigen sind traumatisiert worden – und gaben das an ihre Kinder weiter." Martina Petersen hat im Hamburger Abendblatt einen sehr lesenswerten Artikel über die Arbeit der Therapeutin Ingrid Meyer-Legrand mit Kriegskindern und Kriegsenkeln veröffentlicht.

 

Ingrid Meyer-Legrand, die in ihrem Buch "Die Kraft der Kriegsenkel" von 2016 über ihre Arbeit mit Betroffenen berichtet, äußert sich darin folgendermaßen: "Das Top-Thema dieser Generation heißt: Nicht ankommen können",, "Kriegsenkel steckten von Kindesbeinen an in zu großen Schuhen, weil sie für ihre traumatisierten Eltern die Elternrolle übernommen haben. Sie haben nicht gelernt, sich in klar definierten Rollen zu bewegen und sich abzugrenzen. Viele haben großes Leid erlebt. Kriegsenkel haben aber auch früh besondere Fähigkeiten wie Empathie, Selbstständigkeit und Organisationstalent erworben." 

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Kriegsenkel: Das zähe Seelenerbe des Zweiten Weltkrieges

Die Zeit Online hat am 13. April 2016 einen sehr lesenswerten Artikel von Matthias Lohre
zu der Kriegsenkel-Thematik veröffentlicht.

 

Er beschreibt darin, dass seine Schwester und er ihre Zwänge und Ängste von ihren Eltern geerbt haben, obwohl diese immer wieder betont hatten, dass die Kinder "es mal besser haben sollten", als sie - die Kriegskinder-Generation.  Er fragt sich, was da trotzdem "so gründlich schiefgelaufen" ist und liefert mögliche Erklärungen, die auf den Äußerungen unterschiedlicher Experten auf diesem Gebiet beruhen.


So sagen die Traumatherapeuten Udo Baer und Gabriele Frick-Baer, dass "bei vielen Kriegskindern die Schwere, die Not, die Mühsal das ganze Erleben eingenommen hätten" und "diese Erfahrungen  die Art und Weise, wie alle anderen Geschehnisse beurteilt werden beeinflussten". Sie ergänzen, dass damit in der zweiten Generation dies so aufgenommen würde, "als würde ihnen das Glück nicht gegönnt, als ob nichts gut sein dürfe".

 

Ihrer Meinung nach sind die Kinder der Kriegskinder - also die Kriegsenkel -  in einer Art doppelter Realität aufgewachsen: zu einem Teil in der Welt des materiellen Wohlstands nach dem Krieg, zum anderen Teil 2in einer unsichtbaren Sphäre verschwiegener Nöte". Eine Ambivalenz zwischen sehen/wahrnehmen und fühlen.

 

Wer als Kind Not und Hunger litt, wie die Eltern oder Großeltern konnte den Grund seiner Leiden meist klar benennen: den Krieg. Wer jedoch in wachsendem materiellen Wohlstand aufgewachsen ist, der findet nur schwer eine Erklärung. Und den Eltern die Schuld für die eigene Seelennot zu geben, liegt vielen Kriegsenkeln fern oder kommt ihnen nicht in den Sinn. Denn man möchte sich nicht als Verräter der Eltern erleben, die es ja nur das Beste für ihre Kinder wollten.


Auch das Phänomen, sich selbst emotional fremd zu bleiben rührt meist in demselben Empfinden der Eltern. Daraus folgt oft, dass die Kinder der Kriegskinder nicht gelernt haben, der eigenen Wahrnehmung zu trauen.

 

Auch Margarete und Alexander Mitscherlich beschriebene 1967 "die Unfähigkeit zu trauern" der Kriegsgeneration und der Kriegskinder, die sich den -enkeln fortgepflanzt hat; "als Unfähigkeit, sich und anderen zu vertrauen". Sie (die Kriegsenkel) leben folglich im ständigen Zweifel.
Das bedeutet, dass die Älteren den Jüngeren nicht ihre Traumata vererbt haben, sondern deren Folgen.

 

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Vererbtes Trauma: Kriegsenkel haben oft das Gefühl, sie würden versagen

Interview des SFR mit der Therapeutin Ingrid Meyer-Legrand

Viele Kriegsenkel seien zwar beruflich erfolgreich, aber dennoch rastlos, sagt die Therapeutin Ingrid Meyer-Legrand.

Die Coachin aus Berlin beschäftigt sich mit der Kriegsenkel-Thematik und hat in einem Interview mit dem SRF einige wichtige Fragen dazu beantwortet. 


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